Ein induktiver Sensor schaltet ab einer bestimmten Entfernung zum metallischen Objekt. Dieser Abstand wird als „Schaltabstand“ bezeichnet. Der Schaltabstand ist die wichtigste Kenngröße eines induktiven Sensors. Der Schaltabstand ist abhängig vom Durchmesser der Sensorspule. Zusätzlichen Einfluss haben Abmessungen und Materialzusammensetzung des Betätigers und die Umgebungstemperatur.
Die EN 60947-5-2 definiert den Schaltabstand s für alle Arten von Sensoren außer schlitz- und ringförmigen Bauformen. Die Norm meint damit den „Abstand, bei dem durch Annäherung der "Normmessplatte" an die aktive Fläche entlang der Bezugsachse ein Signalwechsel am Ausgang verursacht wird“.
Es gibt zwei Möglichkeiten, einen Sensor zu betätigen:
Die Normmessplatte ist als „optimales Betätigungselement“ (~Bedämpfungselement) für den Betrieb definiert. Eine Verringerung der Abmessungen oder Veränderung der Materialzusammensetzung reduziert den Schaltabstand.
Die Normmessplatte spezifiziert einige Sensoreigenschaften wie den Schaltabstand oder die Schaltfrequenz und macht die Sensorspezifikationen vergleichbar. Die Sensorspezifikationen können genutzt werden, wenn das in der tatsächlichen Anwendung verwendete Bedämpfungselement in Material und Abmessung der Normmessplatte entspricht. Wenn das tatsächlich genutzte Bedämpfungselement größer ist, führt dies in der Regel nicht zu einer Verbesserung der Sensoreigenschaften. Sofern das eingesetzte Bedämpfungselement kleiner ist als die in der Norm EN 60947-5-2 spezifizierte Normmessplatte oder aus einem anderen Material besteht, wird dadurch der Schaltabstand verringert. Dann sind die Anordnung von Sensor und Bedämpfungselement individuell so anzupassen, dass dem verringerten Schaltabstand Rechnung getragen wird.
Für die axiale Betätigung des Sensors werden die folgenden Schaltabstände mit einer Normmessplatte ermittelt.
Die Normmessplatte hat eine quadratische Form mit einer Dicke von 1 mm und besteht aus Stahl, Typ FE 360 (ST37) mit einer geglätteten Oberfläche.
Die Platte hat eine der folgenden Seitenlängen:
Es gilt in jedem Fall der größere Wert (also die größere Fläche).
Beispiel 1
Sensor M18
Schaltabstand 5 mm
3 x Schaltabstand = 15 mm < Sensordurchmesser
Beispiel 2
Sensor M18
Schaltabstand 8 mm
3 x Schaltabstand = 24 mm > Sensordurchmesser
Schaltabstand („Bemessungsschaltabstand“) sn
Der Schaltabstand sn, bzw. gemäß EN 60947-2-5 „Bemessungsschaltabstand“, ist eine konventionelle Größe zur Festlegung des Schaltabstands. Dieser Schaltabstandstyp berücksichtigt weder Fertigungstoleranzen noch Änderungen durch äußere Einflüsse wie Spannung und Temperatur.
Realschaltabstand sr
Der Realschaltabstand sr ist der Schaltabstand eines einzelnen Sensors, der unter folgenden Bedingungen gemessen wird:
0,9 · sn ≤ sr ≤ 1,1 · sn
Nutzschaltabstand su
Der Nutzschaltabstand su ist der Schaltabstand eines einzelnen Sensors, der unter folgenden Bedingungen gemessen wird:
0,9 · sr ≤ su ≤ 1,1 · sr
Gesicherter Schaltabstand sa
Der gesicherte Schaltabstand sa ist der Abstand von der aktiven Fläche, in dem die Betätigung des Sensors unter festgelegten Bedingungen sichergestellt ist:
0 < sa ≤ 0,81 · sn
Wiederholgenauigkeit R
Die Wiederholgenauigkeit R ist die Veränderung des Realschaltabstands sr, die unter folgenden Bedingungen gemessen wird:
R ≤ 0,1 ·sr
Hysterese H
Die Hysterese H ist der Abstand zwischen den Schaltpunkten (SP), wenn sich die Normmessplatte dem Sensor nähert und wieder von ihm entfernt. Die Hysterese wird relativ zum realen Schaltabstand sr angegeben. Dieser Abstand wird bei einer Umgebungstemperatur von +23 ± 5 °C und der Bemessungsbetriebsspannung gemessen.
H ≤ 0,2 · sr
Die typische Hysterese induktiver Sensoren von Pepperl+Fuchs liegt im Bereich zwischen 5 % … 10 % des Realschaltabstands sr.
Zustand „sicher ausgeschaltet“
Ein Sensor ist sicher ausgeschaltet, wenn der Abstand der Normmessplatte zu aktiver Fläche mindestens 3 x dem Schaltabstand sn entspricht.
Neben der axialen Annäherung der Normmessplatte existiert noch die radiale (seitliche) Annäherung. Wenn man die Normmessplatte seitlich in den Bereich der aktiven Fläche des Sensors hinein bewegt, führt dies je nach axialem Abstand zu einem anderen Schaltabstand (s) mit einem anderen Schaltpunkt (SP) und entsprechend anderer Hysterese (H). Diesen Zusammenhang beschreibt die Ansprechkurve.
Der Sensor schaltet bei axialem Abstand 0 bei ca. 15 % Bedeckung der aktiven Fläche. Bei 0,5 * Realschaltabstand (sr) muss die Sensorfläche bereits zu ca. 35 % bedeckt sein. Bei axialem Abstand von 0,8 * sr muss die Bedeckung 50 % sein. Bei 1* sr muss der Sensor vollständig bedeckt sein, um zu schalten.
Größe und Material in realen Anwendungen weichen i. d. R. von den normativen Vorgaben für die Normmessplatte ab. Natürlich werden im Einsatz Bedämpfungselemente verwendet, die andere Abmessungen haben und aus anderen Materialien bestehen als die Normmessplatte. Den beiden Faktoren kann entsprechend Rechnung getragen werden.
Induktive Sensoren werden oft verwendet, um Maschinenteile abzufragen. Solche Maschinenteile haben selten die gleiche Größe und Form wie die Normmessplatte, auf die sich die technischen Daten eines Sensors beziehen. Speziell der Schaltabstand ist von der Größe des Metalls abhängig, mit dem der Sensor bedämpft wird. Generell steigt der Schaltabstand nicht weiter an, wenn die Objekte größer sind, als durch die Normmessplatte vorgegeben. Wenn die Objekte aber kleiner werden als die Normmessplatte, verringert sich der Schaltabstand dagegen merklich. Wenn das abzufragende Objekt von der Größe der Normmessplatte abweicht, wird empfohlen, den Schaltabstand des ausgewählten Sensors zu überprüfen.
Mögliche abweichende Größen
Die Objektfläche a * b ist kleiner als die Normmessplatte
► Der Erfassungsbereich wird kleiner
Die Objektfläche a * b ist größer als die Normmessplatte
► kein Einfluss
Das Objekt ist dicker als die Normmessplatte
► In diesem Fall ist die Eindringtiefe des Magnetfelds in das Metall entscheidend:
Das Objekt ist dünner als die Normmessplatte
► Der Erfassungsbereich wird geringfügig größer (bei Nichteisenmetallen)
Neben der Abmessung ist die Materialbeschaffenheit des Bedämpfungselements besonders wichtig. Dies wird durch den Reduktionsfaktor beschrieben. Der Reduktionsfaktor gibt an, um welchen Faktor der Schaltabstand für induktive Sensoren aufgrund unterschiedlicher Materialien gegenüber Stahl FE 360 (St37) abweicht.
Je kleiner der Reduktionsfaktor, desto kleiner ist der Schaltabstand für das spezifische Material. Da dieser Reduktionsfaktor beim induktiven Näherungsschalter u. a. auch vom Gehäuse- und Abschirmungsmaterial abhängt, kann er von Typ zu Typ variieren. Deshalb ist der individuelle Wert für den jeweiligen Sensor maßgebend.
Hier einige typische Werte für den Reduktionsfaktor (Quelle: Pepperl+Fuchs):
Material | Reduktionsfaktor |
---|---|
Baustahl | 1 |
Aluminiumfolie | 1 |
Rostfreier Stahl | 0,85 |
Aluminium | 0,4 |
Messing | 0,4 |
Kupfer | 0,3 |